Zunächst war es wichtig, unterschiedliche Betroffene nach ihren Erfahrungen und Bedarfen zu befragen: „Frische“ Quereinsteiger*innen, erfahrene Quereinsteiger*innen, Mentor*innen und Schulleitungen.
Auch wenn angesichts unterschiedlicher Schularten, Förderschwerpunkt und Vorkenntnisse die Antworten der befragten Personen sehr unterschiedlich waren, gab es doch viele Überschneidungen:
§ Die Quereinsteiger*innen benötigen bereits vor Beginn ihrer Lehrtätigkeit mehr Grundsatz- Informationen, wie Besonderheiten des Förderschwerpunkts (zum Beispiel sind Hörschädigungen oft mit Legasthenie verbunden), wieviel sie von Schüler*innen unterschiedlicher Altersstufen erwarten können, und welche Erwartungen von den unterschiedlichen Gruppen der Schulfamilie an sie gestellt werden.
§ Die Mentor*innen benötigen mehr Zeit für das Mentoring, mehr Anerkennung, und verbindliche Anforderungen.
§ Die Schulleitungen erwarten von den neuen Lehrkräften, dass diese die Rolle als Führungskraft annehmen.
Wichtige Erkenntnisse konnten aus dem Austausch mit externen Experten, die Lehramt weiterdenken, gewonnen werden:
§ Die Selbstreflexion über die eigenen Prägungen für meist aus akademischen Familien stammende Lehrkräfte ist wichtig für die Beziehung zu ihren Schülern („Nicht jeder ist mit Goethe aufgewachsen“).
§ Das bis zu den Herbstferien sich schließende Zeitfenster muss bewusst für die Beziehungsgestaltung zwischen Schüler*innen und Lehrkräften genutzt werden. Was bis dahin nicht erreicht ist, ist danach nur noch schwer aufzuholen.
Im Laufe der Konzeptionsarbeiten zeigte sich, dass viele Akteure im Schulbereich vor den gleichen Problemen stehen und wir durch Kooperationen Synergien schaffen konnten.
In der Folge entstand ein Onboarding-Konzept mit vorgegebenen Modulen, die allen Bedarfen gerecht werden und die die Schulen an ihre jeweiligen Bedürfnisse anpassen können. Ein Kernmodul ist eine Einführungsveranstaltung zu Beginn des Schuljahres, an der die quereinsteigenden Lehrkräfte aller Schulen gemeinsam teilnehmen. Dort findet unter anderem die Auseinandersetzung mit der Rolle als Lehrkraft und den Förderschwerpunkten statt, die Reflexion über die eigenen Motive, es geht um den Umgang mit herausforderndem Verhalten und es gibt hands-on Tipps zu den ersten Tagen im Klassenzimmer.